7. Etappe

aus San Francisco/USA nach 32 000 Kilometern und gut 8 Monaten seit unserem Start in Hamburg.

In diesen Reiseabschnitt faellt die mit Abstand groesste Veraenderung unserer Reise von Feuerland nach Alaska. Der Abschied von Lateinamerika und die Einreise in die USA. Es hoert nicht auf, mich zu beschaeftigen, wie gross der Unterschied ist. Alles, aber auch alles ist anders. Es ist, als ob ich versuche, zwei Reisen, die nichts miteinander zu tun haben, dennoch miteinander zu verbinden. Zwei Welten wie zwei Sterne, die ich auf einmal besuche.

Wie weit entfernt und fremd mir die lateinamerikanische Milchstrasse geblieben ist, weiss ich erst, nachdem ich auf dem US-amerikanischen Planeten angekommen bin. Vieles erscheint mir hier so selbstverstaendlich, nah und vertraut, dass ich mich fast wie zu Hause fuehle. Der in Monaten eingeuebte Wille, sich gegen alle Widerstaende durchzubeissen, um jeden Tag dem Reiseziel Alaska einige Kilometer naeher zu kommen, geht ins Leere. Ausser, dass einem nach einigen hundert Meilen der Hintern weh tut, geht der Rest fast wie von selbst.
Die Abenteuer - und davon gibt es auch hier genug - sind andere.

Bevor ich im Einzelnen berichte, gibt es eine spanisch/englische Zusammenfassung fuer unsere Freunde, die wir auf der Strecke hierher kennengelernt haben.


Tagebuch in deutsch      Resumen en espanol      Summary in english     

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RESUMEN EN ESPANOL

despues de 32 000 km y 8 meses de viaje despues de nuestra salida de Hamburgo

after 20 000 miles and 8 months since we left our hometown Hamburg.

La ultima vez cuando hice un resumen de nuestro viaje fuimos a Mazatlan/Mexico, puerto de embarcacion hacia La Paz/Baja California. Hoy estamos en San Francisco/USA. Durante esta etapa hemos salido America Latina entrando en los Estados Unidos y hemos conocido la mas grande diferencia de nuestro viaje. No esta el calor o el frio, el desierto o la selva tropical, los pequenos pueblos o las grandes ciudades. La diferencia mas grande esta la manera de vida en America Latina y en America del Norte.Las diferentes maneras de vida estan tan semejantes como dos diferentes estrellas.

Ya en Baja California, parte de Mexico, la influencia de los EE.UU. esta muy grande. Los "gringos" prefieren Baja California come objeto de sus vacaciones. Nos parece que tienen razon por que tambien a nosotros nos gustaba mucho esta region mexicana. Desde LaPaz, el puerto de nuestra llegada, hasta la frontera de los Estados Unidos se trata de unos mil quinientos kilometros pasando las costas y traversando las sierras secas. Normalmente esta distancia significa no mas que tres dias de viaje en moto. Nosotros necesitabamos 10 dias porque nos paramos en las playas mas hermosas a menudo por algunos dias.

Una cosa que no he comprendido durante nuestra traversia de Mexico esta el trafico mexicano. Por ejemplo hay muchas limitaciones de velocidad, pero no he encontrado ninguno, de verdad ninguno durante tres semanas, que les observaba, ni los usuarios ni la policia. Todos estan entrenandose para la Formula Uno, debe ser un deporte nacional. Gaby e yo hemos adquerido con nuestra moto el respeto mexicano como corredores futuros de las carreras "Superbike".

Cuando llegamos a la frontera la vida latinamericana y el uso de castellano se termino. Eso esta la causa porque desde la entrada en los EE.UU. se terminan tambien los resumenes en Espanol y estaran continuidos en Ingles.


SUMMARY IN ENGLISH

HELLO FRIENDS,

entering the United States we changed the language. That will also be the case for the summaries of our bike-tour from Patagonia to Alaska. In Latinamerica it had to be Spanish, from now on until Alaska English will be the appropriate language.

It will be a hard work for both of us, the writer and the readers. Without dictionary and grammar I will have to torture my mind and you will have to struggle through the djungle of my mistakes.

I can assure you that travelling through the United Stats is much easier. One of the easiest things you can do even on a motorbike. Compared to the roads and the trafic in Latinamerica you will miss the sensations of life-danger, but you will get a rich compensation by the variety of the wonderful landscapes. Like Gran Canyon, Monument Valley, Yosemite Park, Death Valley, the Pacific Coast, the Redwood Forests and so on.

Often you get the impression that the american way of life it is near to the European style of living. And certainly it is. But when you stay in cities like Las Vagas you will realize that there are still enough differencies.

When you are travelling on a motorbike you can try not to socialize with the people you meet. In the United States it is not possible. We have no stop during the day, no evening on a campground without making new friends. Telling our story, getting Email-adresses, promising to keep in touch. That is really wonderful, we love it. We are learning a lot, how our new friends are living, how they are earning their money, how is their familiy-life and what they are dreaming about. We learned also that our stay is much to short and that we have to come back to know better the beauty of the country and the friendliness of the people.

I think it is the right place to say "Thank You" to all who are so friendly and helpful with us.

We plan to arrive at Vancouver in two weeks, where the last part of our trip is waiting for us.


Tagebuch weiter in deutsch

In Mazatlan, der letzten Berichtsstation, warteten wir zwei Tage auf die Ueberfahrt nach Baja California. Wir kamen landestypisch und guenstig im Hotel Zaragoza unter. Das Mopped, wie in den letzten Monaten immer, gegenueber der Rezeption, wir selbst in einem Zimmer im ersten Stock. Ein Zimmer, das sich bei genauerem Hinsehen dann doch als etwas zu guenstig erwies. Die Fenster, mit Ruecksicht auf die Hitze unverglast, eines zum Gang, das andere auf eine zum Waeschetrocknen umfunktionierte Veranda, mit Gitterstaeben geschuetzt. Einer herausgerissen, einige verbogen, wohl bei dem Versuch, trotz verschlossener Tuer in das Zimmer hineinzukommen. Das Bett in einem Zustand, in dem es bei uns auch vom Sperrmuell nicht mehr akzeptiert worden waere. Von der Waschecke, dem Duschvorhang, den Waenden, Gardinen und dem Fussboden will ich nicht berichten.

Und dennoch habe ich die zwei Tagen, in denen ich in diesem Loch an dem letzten Bericht gearbeitet habe, in guter Erinnerung. Es ruehrt mich, wenn unter diesen Umstaenden jeden Tag geputzt wird, um dem Dreck Herr zu werden. Wenn man den fortschreitenden Verfall nicht hinnehmen will und mit vergeblicher Muehe dagegen angeht. Wenn es immer noch ein Hotel sein soll, obwohl es diesen Namen schon lange nicht mehr verdient.

Vielleicht war es auch die Ahnung, dass mit der Ueberfahrt nach La Paz, einem kleinen Hafenstaedtchen auf der Halbinsel Baja California, der lateinamerikanische Teil dieser Reise unwiederbringlich zu Ende gehen wuerde.



Und so war es dann auch. Mit der Ankunft in La Paz nahmen wir tatsaechlich Abschied von 7 1/2 Monaten Lateinamerika. So unterschiedlich die von uns bereisten Laender auch waren, ein direkter US-amerikanischer Einfluss war, abgesehen von der Kanalzone in Panama, kaum spuerbar. In Baja California, das an die USA angrenzt, aber zu Mexico gehoert, ist das anders. Baja California ist ein bevorzugtes Ferienziel der US-Amerikaner und hat sich in ein von den Vereinigten Staaten gepraegtes Dollarland entwickelt. Deutlich teurer als auf dem mexikanischen Festland, aber fuer Reisende, wie auch fuer uns, einfacher, uebersichtlicher, organisierter und auch sauberer. Den vielen Erleichterungen fuer Reisende stehen aber auch nervige Missverstaendnisse gegenueber. So die Erwartungshaltung, wer nicht wie ein Mexikaner aussieht, muesse mit Dollars um sich werfen, voellig egal, ob die erbrachte Leistung dies wert ist oder nicht.
Die duemmste Bauernregel, dass eine Kuh Futter braucht, wenn man sie melken will, muss sich erst noch herumsprechen.

Viele der unzaehligen Kleinigkeiten, die nach unserer Ankunft in La Paz ploetzlich anders waren, habe ich schon wieder vergessen, in das alltaegliche Leben wie selbstverstaendlich integriert. Zwei Besonderheiten habe ich in Erinnerung behalten. Die Strassen tragen wieder Namen. Mit dem Stadtplan aus dem Tourismusbuero war das Hotel Yeneka in der Calle Madero 1520 im Handumdrehen zu finden. Die zweite Besonderheit betrifft das Zusammenleben zwischen Autos und Fussgaengern. Waren wir es bisher gewohnt, dass an Kreuzungen vor uns haltende Autos bestenfalls Taxis waren, die ein Geschaeft machen wollten, schlimmstenfalls Kidnapper, die schon da Aetherbaeuschchen fuer uns bereit hielten, so halten die Autos hier, um einen ueber die Strasse zu lassen. Mein unglaeubiger Gesichtsausdruck wird einigen in Erinnerung bleiben.

Baja California ist bei vielen US-Amerikanern nicht nur wegen der fuer sie guenstigen Preise, sondern auch wegen des Hochseeangelns besonders beliebt. Jeder hat das in meinen Augen zweifelhafte Vergnuegen schon einmal im Film oder Fernsehen miterleben koennen, wenn aus purem Spassvergnuegen nach stundenlangem Kampf und Krampf schliesslich ein riesiger Fisch an Deck geholt und das Siegerfoto gemacht wird. Fuer mich ist das so etwas Aehnliches wie Stierkampf mit der Angel. Das Ergebnis ist, so gut wie immer, das gleiche. Mensch lebt, Tier tot.

Das, was Sport oder auch Kampf heisst, ist grausame Tierquaelerei, egal ob sie in der Arena oder auf dem Bootsdeck stattfindet. Nach dem blutigen Ende erwartet der fuer das Massaker Verantwortliche, als Held gefeiert zu werden. Und die Zuschauer entbloeden sich in aller Regel nicht, ihm diesen Wunsch zu erfuellen. Wie habe ich mich ueber die folgende Wandinschrift im Zentrum von Quito/Ecuador (!) gefreut: "Alle aficionados (Stierkampfanhaenger) sind psychisch krank." Ich habe sie gleich zweimal gelesen. Als hoffnungsvollen Ansatz, dass wir Zweibeiner nicht im Neandertahl stecken bleiben, sondern uns eines Tages doch noch zu Menschen entwickeln koennen.

Mit dieser inneren Einstellung hielt sich meine Bewundrung in Grenzen, als ein Hotelgast seine Unterwasserbeute, zwei harpunierte Fische mit 3 und 5 Kilogramm, vorfuehrte. Ich habe ihm mitsamt dem Hotel unrecht getan und muss Abbitte leisten. Alle Hotelgaeste wurden zu einem festlichen Abendessen an grosser Tafel unter freiem Himmel eingeladen. Wir haben den langen Abend sehr genossen, das gute Essen und die vielen Erzaehlungen der Gaeste und Einheimischen.



Nicht nur fuer Amerikaner, sondern auch fuer uns war die Baja California verfuehrerisch. Die Strasse hinauf in den Norden fuehrt immer wieder durch Bilderbuchlandschaften. Manchmal sind sie so, wie wir sie aus dem Kino kennen, wenn der gute John Wayne fuer die Gerechtigkeit reitet, oder Clint Eastwood einsam und unbeugsam seinen Weg durch die Kakteenwueste sucht.



Wenn es an der Kueste entlanggeht, aehnelt die Landschaft dem Paradies, beziehungsweise dem, was ich mir darunter vorstelle. Zwischen Felsvorspruengen sandige Buchten, mit Schilfhuetten unter dem Sonnenwind, davor tuerkisblaues Wasser, ueber das Pelikane dahingleiten.



Gaby und ich konnten nicht wiederstehen und faulenzten drei Tage. Im Freine unter raschelndem Schilfdach schlafen, aufwachen, fruehstuecken, schwimmen, schnorcheln, mit Leuten reden, erzaehlen, zwischendurch essen, trinken und der Tag ist rum. Wenn man wie wir weiter will, stellt man sich immer vor, man koennte ein solches Faulenzerleben gut und gern noch einige Tage, Wochen oder auch Monate laenger ertragen. Dann faellt der Abschied besonders schwer.



Seit einiger Zeit hat die beste aller Sozias ihre Leidenschaft fuer road-movies entdeckt, nicht als Zuschauer, sondern als Kamerafrau. Sie will dann meine Videokamera, stellt sich in die Fussrasten und spielt Aufnahmeteam wie bei der Tour de France. Mir ist das gar nicht recht. Waehrend ich versuche aus Sorge, sie koennte das Gleichgewicht verlieren, sie mit meiner freien Kupplungshand wenigstens am Hosenbein festzuhalten, verlangt sie von mir, ich solle Gas geben, damit das Ganze nicht so langweilig wird. Da entstehen dann Bilder, wie das folgende, wo die - in Mexico aeusserst seltene - Strassenbegrenzung genau an der Stelle fehlt, wo man landet, wenn man zu schnell ist.



Und tatsaechlich ein Blick in den Abgrund, wenig spaeter ein Blick zurueck beweist, dass es hier ein mexikanischer Rennfahrer zu weit getrieben und sein Sportgeraet ueber die Streckenbegrenzung gejagt hat. Offensichtlich kein ungewoehnliches Vorkommnis. Die Reste vergleichbarer Trainingsunfaelle begegnen einem immer wieder am Strassenrand.



So verabschiedete sich der mexikanische Strassenverkehr dann auch standesgemaess von uns. Die Landstrassen sind, wenn ueberhaupt, so breit, dass genau zwei Lastzuege aneinander vorbei kommen. In einer Bergauf-Kurve nach links kam uns von oben einer dieser Lastzuege entgegengedonnert. Als der Blick hinter die Fahrerkabine frei wurde, war es plotzlich ein Spezialtransport, dessen Ladung offensichtlich verrutscht war. Die riesige Baggerschaufel ragte ueber einen Meter nach draussen, in die Strassenmitte, Kopfhoehe. Ob es unsere Rueben tatsaechlich abgerissen haette, wenn ich nicht im letzten Moment reagiert haette, weiss ich nicht. Es war mit Ausweichmannoever und Abtauchen auch so noch knapp genug.

Das ist versuchter Totschlag und in meinen Augen ganz und gar nicht lustig. Erst recht nicht, wenn die beste aller Sozias und ich die Opfer sein sollen. Ich bin noch heute sauer, wenn ich daran denke. Bei solchen Erlebnissen kann mir die ganze Entwicklungslandromantik gestohlen bleiben.

Im Grenzort Tijuana wurden wir noch einmal von einem der seltenen Verkehrsschilder in die falsche Richtung geschickt - nicht nach rechts, wie angezeigt, sondern scharf links war die Frage. Nach 30 Minuten vergeblicher Fahrt durch den vertrauten Chaos-Verkehr hin und zurueck waren wir ploetzlich im US-amerikanischen Grenzbereich.

Die halbe Stunde, die wir dort verbrachten, werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Freundlich, ruhig, unaufgeregt, kompetent. Ein Grenzbeamter begleitete mich zu einer Wechselstelle auf amerikanischer Seite. Auf mexikanischer Seite sei es zu gefaehrlich. Wieviel ein bisschen mehr zivilisierter Umgang miteinander ausmachen koennen, ist schon sehr beeindruckend.

Dann waren wir durch und wurden in den amerikanischen Strassenverkehr entlassen. Nichts einfacher als das, Keiner rueckt einem auf die Pelle. Die Sicherheitsabstaende sind gross und beruhigend. Die Ausschilderung sowohl der Hauptverkehrsadern als auch der einfachen Strassen so gut, dass man immer weiss, wo man ist.

Mein erster Gespraechspartner in den USA war eine Bettlerin, die mich auf einer Tankstelle ansprach und Geld haben wollte. Eine aeltere, ordentlich angezogene Frau, ihren Einkaufswagen vor sich herschiebend. Ihre Lippen waren leicht geschminkt. Nachdem ich ihr erklaert hatte, dass ich kein Geld fuer sie habe, sprachen wir ueber unsere Reise. Sie wuenschte uns am Ende alles Gute und verabschiedete sich mit einem "God bless you."

Ueber die ersten Stunden in den USA, in San Diego koennte ich ein eigenes Buch schreiben. So vieles war ploetzlich anders.

Wir uebernachteten im Roadway Inn von San Diego, einem typischen Durchschnittshotel fuer 46 Dollar. Natuerlich viel teurer als unsere durchschnittlichen Unterkuenfte in Lateinamerika, aber gemessen an amerikanischen Standards war dieses Hotel auch nur Mittelklasse.

Es sind die Standards, die allesamt viel, viel hoeher sind, wohin man auch sieht. Sowohl im oeffentlichen wie im privaten Bereich. Die Fusswege sind wieder Fusswege und keine Haxenbrecher mehr. Alle Kanaldeckel sind vollzaehlig vorhanden, die Baustellen gekennzeichnet, das Vieh auf eingezaeunten Weiden, die Hunde an der Leine. Die oeffentlichen Anlagen und Gebaeude sind so gepflegt wie die privaten. Der Muell kommt dahin, wo er hingehoert. Littering kostet 1000 Dollar.

Ich kann in "Wetten,dass ..." auftreten und mit verbundenen Augen Toilettenraten machen. Wenn es keine Klobrille gibt, die Wasserspuelung defekt ist und das Klopapier fehlt, ist man irgendwo in Lateinamerika. Wenn alles funktioniert, es zusaetzlich nach Veilchen duftet und im Hintergrund Mozart's Kleine Nachtmusik gespielt wird, muss es sich um einen Restroom in den Vereinigten Staaten handeln.

Das ist mit allem so. Vieles ist noch ein Stueck besser als es sein muesste.

Wir waren am ersten Abend in San Diego nach Mitternacht vom Zentrum aus zu Fuss zu unserem Hotel unterwegs. Wir hatten in einem Pub Blues-Melodien zugehoert. Gitarre, Schlagzeug, Gesang und, wenn die Barkeeperin gerade Zeit hatte, Saxophonbegleitung. Das konnten wir uns nicht entgehen lassen und so war es spaet geworden. Wie gesagt zu Fuss, mitten in der Nacht, durch leere Grossstadtstrassen, ueber Parkplaetze, zurueck zum Hotel. Wir hatten ein sichereres Gefuehl als vorher tagsueber in den lateinbamerikanischen Grossstaedten.

Am naechsten Morgen las ich in der Tageszeitung von San Diego, dass die Strassenbeleuchtung aus den achtziger Jahren erneuert werden soll, damit die Strassen nachts heller ausgeleuchtet werden und dadurch die Kriminalitaet noch weiter zurueckgedraengt wird. Die Astronomen seien dagegen, weil durch das hellere Licht ihre Sternenbeobachtung beeintraechtigt werde.

In vielen Reiseberichten und Kommentaren heisst es, die allgegenwaertige und beaengstigend steigende Kriminalitaet in den lateinamerikanischen Laendern haette ihren Grund in der zunehmenden Verarmung der Bevoelkerung. Das klingt ueberzeugend, ist aber bestenfalls bloede Schoenfaerberei. Schlimmer noch.Man schiebt der armen Bevoelkerung den Schwarzen Peter zu, der in Wirklichkeit ganz woanders hingehoert.

Das erfolgreichste lateinamerikanische Raeuberduo der letzten Jahre sind der fruehere peruanische Staatspraesident Fujimori und sein Staatssekretaer Montesinos. Die beiden haben sich mit Raub und Klau ihre Geldkoffer voll gestopft, um nach ihrer Flucht aus Peru zu den Superreichen dieser Welt zu gehoeren.

"Wie der Herr, so's Gescherr" oder "Der Fisch faengt am Kopf an zu stinken". Diejenigen, ein paar Klassen tiefer, die es auf mich abgesehen hatten, dreimal vergeblich, einmal erfolgreich - Hosentasche aufgerissen und ca. 200 Mark weg - , sahen allesamt aus wie erfolgreiche Bueroangestellte oder wohlsituierte Jugendliche, denen nur noch der Mercedes fehlt. Der ueberwiegende Teil der Bevoelkerung, die wirklich Armen, haben mit der steigenden Kriminalitaet nichts zu tun. Wie meine Retter, die Strassenarbeiter von Nasca, von den sich der eine als aussichtsreicher Marathonlaeufer (Zeiten um zweizwanzig ohne ausreichendesd Training) keine Trainingsschuhe und der andere als Dreissigjaehriger immer noch keine Heirat leisten kann.Es ist nicht die materielle Armut der Bevoelkerung, sondern die moralische Armut der politischen und administrativen Fuehrungskraefte, die fuer das kriminelle Wachstum verantwortlich sind. Natuerlich koennte die Kriminalitaet in den lateinamerikanischen Laendern eingedaemmt werden. Die fuehrenden gesellschaftlichen Schichten muessten nur selbst so weit von der Kriminalitaet entfernt sein, dass sie dies wollen koennten. Sie sind es nach meiner Ueberzeugung nicht.

Geht man ungefaehr 200 Jahre zurueck, so waren damals die sich formierenden Laender in Nord-, Mittel- und Suedamerika alle ungefaehr auf dem gleichen Stand. Im Wesentlichen Agrargesellschaften, die dabei waren oder es gerade vollzogen hatten, sich selbst zu organisieren, sich von ihren Mutterlaendern England, Frankreich, Spanien, Portugal loszusagen und eine eigene Entwicklung anzutreten.Die aeusseren Startbedingungen waren damals fuer alle Laender mehr oder weniger vergleichbar.

Worin liegen die Gruende dafuer, dass es eines dieser Laender geschafft hat, zur Weltmacht Nr.1 aufzusteigen, waehrend die anderen, von Kanada abgesehen, nur eine bescheidene Entwicklung verzeichnen koennen, bzw. in ihrer Aufgabe, den Menschen eine befriedigende Lebensgrundlage zu bieten, voellig versagen.

Es wird viele Gruende geben. Einer wird sein, dass die ueberwiegende Zahl der Einwanderer in die USA mit dem Willen ankam, hier ihre Zukunft, eine neue Gesellschaft fuer sich und ihre Kinder aufzubauen. Eine solche Einstellung hat es bei der Mehrzahl der Einwanderer in die lateinamerikanischen Laender meines Wissens nicht gegeben. Und dieser Unterschied wirkt bis heute fort.

Der Schluessel fuer die Verbesserung der Lebensgrundlagen, insbesondere in den zurueckgebliebenen Laendern, liegt mit Sicherheit nicht in Entwicklungshilfemassnahmen, die von aussen kommen, sondern allein in den Laendern selbst, in der moralischen Integritaet und der professionellen Arbeit ihrer Fuehrungselite. Alles andere ist verlorene Liebesmueh.



Von San Diego aus ging es in einer 2-Tagesreise weiter zum Gran Cayon. Ich erspare mir die Beschreibung dieses weltbekannten Naturwunders. Es sieht in natura wirklich so beeindruckend aus wie auf den sattsam bekannten Bildern. Was diese Bilder allerdings nicht zeigen koennen, ist die Tatsache, dass das ganze Land von Canyons durchzogen wird, von denen ein jeder so sehenswert ist wie der andere.



Das nachfolgende Foto stammt aus dem road-movie, das Gaby im Monument Valley, unserer naechsten Station, aufgezeichnet hat. So sieht es aus, das Moppedfahren in God s own country. Flatter-T-Shirt, Jeans, noch besser Shorts, dunkle Sonnenbrille, selten mit Helm und eine Harley-Davidson. Je dicker und lauter, umso besser, je niedriger die Drehzahl, umso cooler.



Wir sind mit unserer 600er-Transalp in dieser Umgebung voellig untermotorisiert und rangieren in einer Klasse, die bei uns den 80ern und 125ern vorbehalten ist. Man koennte Komplexe kriegen. Dazu unsere Protektoren-Kombi, Klappvisierhelme und Lederhandschuhe mit ganzen Fingern dran. Alles fehl am Platz.
Es ist der Toleranz der Amerikaner zu verdanken, dass wir dennoch ernst genommen werden. Im Sueden von Kalifornien sehen richtige Biker anders aus.

Was ich nicht gedacht haette, hier machen Harley-Davidson Sinn. Sie sind offensichtlich fuer das Highway-Fahren in Kalifornien gebaut. Schoenes Wetter, letzter Gang rein, dreitausenfuenfhundert Umdrehungen und zuruecklehnen. Die Strassen und die amerikanische Art, sie zu befahren, verlangen nach einem rollenden Lehnstuhl und dem kommen die Harleys mit ihrem Konzept am naechsten.
Ich meine das ohne Spott. Harleys und Highways passen zusammen. Waehrend ich mich in Deutschland des Gefuehls nicht erwehren kann, dass in den meisten Faellen mit den Harleys mehr Feeling transportiert als Motorrad gefahren wird, ist es hier wie es sein soll. Die Hauptsache ist das Fahren, das Feeling gibt es zusaetzlich.

Es liegt lange zurueck, sicherlich einige Moante, als die fixe Idee von mir Besitz ergriff, wir muessten um jeden Preis auf unserer Tour in Las Vegas Station machen. Las Vegas war damals in meiner Vorstellung unheimlich weit weg, sowohl was die Entfernung als auch was die mit der Spielerstadt verbundene Lebensatmosphaere angeht. Die fixe Idee wird irgendwo im Altiplano aufgekommen sein, am Ende eines Tages, nach dem wir muede und verdreckt eine bescheidene Unterkunft gefunden hatten. Einmal Glitzer, Glanz und Luxus im Ueberfluss, die extremsten Kontraste miteinander verbinden.

Wir wohnten downtown im "Four Queens-Hotel". Obwohl 4 Sterne, war der Zimmerpreis mit knapp 50 Dollar guenstig. Die Hoteldirektionen in Las Vegas wollen mit diesen Uebernachtungspreisen die Gaeste, so auch uns, in ihre Spielkasinos locken, wo dann das richtige Geld verdient wird.

Eigentlich handelt es sich gar nicht um Hotels, sondern um Spielkasinos mit angeschlossener Uebernachtungsmoeglichkeit. Die Spielkasinos beginnen bereits in den Hotelhallen, die mit Spielautomaten vollgestellt sind, an denen die Gaeste ihr Glueck schon waehrend des Eincheckens versuchen koennen.Sobald sie sich warm gespielt haben, geht es ein Stueck weiter zu den Roulette-, Poker- und Black-Jack-Tischen.
Ein spezieller Bereich ist in der Regel fuer Wetten auf Sportereignisse eingerichtet. In den zurueckliegenden Raeumen geht es ruhiger zu. Der einzige Unterschied besteht allerdings darin, dass hier die Einsaetze wesentlich hoeher sind.

Psychologen muessen festgestellt haben, dass es den Menschen umso leichter faellt, ihr eigenes Geld zum Fenster rauszuwerfen, je groesser der fremde Luxus ist, der sie um gibt.



Ich habe selten soviel Messing, Marmor und Lichterglanz gesehen wie in Las Vegas. Aber das ist es nicht allein. Die grossen Hotels am Las Vegas-Strip, wie unter vielen anderen das Hotel Paris (vorhergehendes Bild) oder das Hotel Venice, haben wunderbare Traumwelten aufgebaut, die weit entfernt von jeder billigen Effekthascherei in ihrer architektonischen Phantasie und prachtvollen Ausfuehrung begeistern koennen.



Immer wieder wird das Auge ueberrascht von neuen Sensationen. In Cesar s Palace, einem weiteren grossen Hotel, geraet man innerhalb des riesigen Gebaeudekomplexes in ein Strassenviertel mit exquisiten Einkaufslaeden, das um einen roemischen Neptunsbrunnen herum angelegt ist. Man meint unter italienischem Sonnenhimmel zu flanieren. Eine gelungene optische Taeuschung, da das Ganze indoor stattfindet und der blaue Himmel mit seinen Sommerwolken nur aufgemalt das darueberliegende Betongewoelbe verdeckt.



Fuer Familien mit Kindern gibt es das Circus-Hotel, in dem die Kinder mit allen moeglichen Jahrmarktsspielen unterhalten werden und ihre Geschicklichkeit ausprobieren koennen. Wer es abenteuerlicher haben und zusehen will, wie den Englaendern eins ausgewischt wird, muss zum Treasure Island gehen. Dort wird in einer Seeschlacht ein englisches Segelschiff von Piraten versenkt. Wenigstens der Kapitaen stirbt wie ein Mann und geht mit seinem Schiff unter.



Das Gluecksspiel oder auch "Gambling", so der amerikanische Ausdruck fuer diesen Zeitvertreib, ist hier nicht ein Luxus, den sich nur die Reichen erlauben. Es ist vielmehr ein sehr amerikanisches Massenvergnuegen fuer jederman, bei dem nur der Spieleinsatz entsprechend den individuellen Finanzen differiert. Las Vegas ist nicht die einzige Spielerstadt. Ohne Insider zu sein, weiss ich, dass es daneben Reno und Laughlin gibt, von den vielen kleinen Staedten mit Spielcasinos nicht zu reden. Der Erfolg des Gluecksspiels gerade hier in den USA bleibt mir raetselhaft. Vielleicht ist es wie Karneval und Kirche. Ueber das, was man besonders ernst nimmt, in der Kirche die sittliche Moral, in den Vereinigten Staaten das Geld, muss man sich immer wieder einmal hinwegsetzen. Dann waere Gambling so etwas wie finanzieller Karneval.

Auf Gaby und mich traf das allerdings nicht zu. Wir waren nicht zum Spassvergnuegen hier, sondern wollten Kasse machen. Ganz abgesehen davon, dass wir vorhatten, Las Vegas als Millionaere zu verlassen, brauchte auch die Transalp Geld fuer einen neuen Hinterreifen.

Das nachfolgende Bild zeigt die beste aller Sozias als Gambling Queen auf ihrem Weg in s Bellagio, einer der ersten Adressen in Las Vegas. Wenn schon, denn schon.



Ich wollte als Financier im Hintergrund bleiben und stattete Gaby mit 75 Cents Spielkapital aus. Ich weiss, wie man bei Frauen Erfolg hat, die beste aller Sozias eingeschlossen. Man muss grosszuegig sein. Das ist mein Geheimnis.

Um die Hoteldirektion in Sicherheit zu wiegen, traten wir nicht gemeinsam auf. Waehrend ich in den rueckwaertigen Raeumen den Spielverlauf an Tischen verfolgte, an denen der Einsatz ein Minimum von 100 und ein Maximum von 15 000 Dollar betrug, startete Gaby ihr Gluecksspiel. Es dauerte nicht lange, bis in der Direktionsetage die Alarmglocken schrillten. Die Gambling Queen hatte sich mit wenigen Spielen zum Schrecken des Casinos entwickelt und drohte das Bellagio in den finanziellen Ruin zu stuerzen. Der Spieleinsatz war bereits auf das Zwanzigfache angestiegen und drohte ins Unermessliche zu wachsen. Schon wurde sie von Barkeepern umschwaermt, die ihr eine Margherita auf Kosten des Hauses servierten. Aber dann, wie bei Lottokoenigen so bei der Gambling Queen, wurde sie leichtsinnig und warf einen ganzen Dollar als Trinkgeld den Barkeepern in den Rachen. Das konnte nicht gut gehen. In der Direktionsetage wurde Entwarnung gegeben, ihre Gluecksstraehne riss ab. Sie verspielte alles einschliesslich unseres Spielkapitals. Am Ende war auch die Margherita ausgetrunken.

Um sie wieder aufzubauen, schlug ich vor, wir sollten in einer der Wedding Chapels noch einmal heiraten. Wenn schon kein Glueck im Spiel, dann wenigstens Glueck in der Liebe. Mit einer Erneuerung des Eheversprechens im Wedding Wonderland. Sie wollte nicht. Selbst das Angebot "Say I do - Wedding Drive Thru", mit dem wir das Ganze ohne grossen Aufwand haetten hinter uns bringen koennen, ueberzeugte sie nicht. Ich hoffe nur, ihre Verweigerung hat keine tieferen Gruende.

Am naechsten Morgen war wieder Alltag. Kleinlaut packten wir unser Motorrad in der monstroesen Hotelauffahrt und machten uns bei 44 Grad im Schatten aus dem Staub.



Wir wollten durch das Death Valley zum Yosemite Park. Ueber 40 Grad Lufttemperatur sind so heiss, dass es im zugezogenen Anzug und hinter dem geschlossenen besser Visier auszuhalten ist, als sich von dem heissen Fahrtwind umwehen zu lassen. Man muss in regelmaessigen Abstaenden trinken, um nicht innerlich auszudoerren.



Wer die Frage ausreichender Flueesigkeitszufuhr nicht ernst nimmt und nicht fuer genuegend Wasservorraete sorgt, spielt mit seinem Leben. So erging es 1849 den Goldsuchern, die dem Tal seinen Namen gaben, als sie auf diesem Weg die Strecke zu den gerade entdeckten Fundstaetten abkuerzen wollten. Das Tal hat bis heute von seiner Gefaehrlichkeit nichts verloren. Es ist genauso heiss wie damals. Wir waren Ende Juni dort. Waehrend der Monate Juli und August wird die Strecke aus Sicherheitsgruenden fuer den allgemeinen Verkehr geschlossen. Das nachfolgende Foto zeigt, welche verheerende Wirkung die uebergrosse Hitze des Todestals auf mich gehabt hat.



Der Besuch des Yosemite Parks wird mir aus zwei Gruenden in Erinnerung bleiben.Nicht weil es dort steile Felsenberge gibt, die aus dunklen Nadelwaeldern aufragen, sondern erstens , weil ich nun endlich weiss, wie dieser Park richtig ausgesprochen wird. "Josemiti" mit der Betonung auf dem "e". Und zweitens, weil es dort Forellen gibt, in Huelle und Fuelle. Gaby war, nachdem wir unser Zelt auf einem der Campgrounds aufgeschlagen hatten, zum nahen Gebirgsbach gegangen und kehrte mit zwei gerade geangelten Forellen zurueck. Die Frau des erfolgreichen Anglers kam dazu und fragte aus Sorge, die beiden Fische in Uebergroesse wuerden nicht ausreichen, ob wir mehr wollten. Eine halbe Stunde spaeter waren wir um weitere drei Forellen und die Ueberzeugung reicher, an diesem Abend nicht hungern zu muessen.

Nun sind wir in San Francisco angekommen, der Stadt mit den Cable Cars und der Golden Gate Bridge. Waehrend ich an diesem Bericht pinsele, entdeckt Gaby die Stadt und kehrt jedes Mal mit groesserer Begeisterung zurueck. Heute ist Unabhaengigkeitstag und ab 9.30 pm Feuerwerk. Wenn ich jetzt Schluss mache, schaffe ich das noch. Also Schluss








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